>> Ja, ich bin mit dem Auto da! <<

Diesen Spruch hätte ich damals einfach ganz klar raushauen sollen. Gleichzeitig war ich so getroffen, als mich eine der wichtigsten Personen in meinem Leben mit dem Satz begrüßte „Seid ihr nicht mit dem Fahrrad hergefahren?“.

Boa ich war so sprachlos, denn diese Person hat mich bis dahin immer zu 100 % unterstützt und sich von meinen nachhaltigen Ideen inspiriert gefühlt, mir das immer wieder kommuniziert und mich in meinem Handeln unterstützt.

Warum war ich so getroffen? Weil mir Nachhaltigkeit und ein umweltbewusstes Leben sehr wichtig sind. Gleichzeitig weiß ich, dass ich meinen nachhaltigen Ansprüchen gar nicht gerecht werden kann und sicherlich keine Heilige bin! Wie auch?!? Dann müsste ich als Selbstversorgerin in einer einsamen Hütte leben und ihr könntet diesen Text gar nicht lesen (weil ich nicht so viel Strom erzeugen könnte, damit ich einen Laptop damit versorgen kann) 😉 und dann kommt so eine vorwurfsvolle Frage (die dann btw. später noch einmal gestellt wurde).

Ich möchte nachhaltiger leben!

Deshalb informiere und recherchiere ich und berichte anschließend über meine Erkenntnisse. Ich bin unglaublich dankbar, dass ich hier in Deutschland geboren wurde. Gleichzeitig ist mir sehr wohl bewusst, dass unser Wohlstand auf dem Leid anderer basiert und ganz immens zum Klimawandel beiträgt. Deshalb möchte ich etwas tun und dazu beitragen, dass sich etwas verändert.

Ich freue mich sehr, wenn du dich davon inspiriert fühlst, mich darauf ansprichst und wir uns auf Augenhöhe respektvoll austauschen. Jeder Mensch ist verschieden und hat unterschiedliche Interessen:

  • Die einen lieben es zu Backen, andere mir ihren Kuchen und Keksen zu versorgen und Rezepte weiterzugeben.
  • Die andere sind ehrenamtlich in der Freiwilligen Feuerwehr, beim THW oder in Sportvereinen aktiv und tun hier aktiv etwas für die Gemeinschaft.
  • Und wieder andere brennen für das Thema Nachhaltigkeit und bringen sich dort ein.

Ich finde, dass jeder das machen sollte, was ihm wichtig ist, ohne dabei anderen zu schaden.

Und ich brenne eben für das Thema Nachhaltigkeit und erwiesenermaßen stecken wir schon mitten drin im Klimawandel. Deshalb möchte gerne meinen persönlichen Beitrag dazu leisten, etwas zu verändern und zu inspirieren aber nicht zu missionieren.

Hier ein paar Gedanken und Erfahrungswerte

  • Ich habe mich lange mit dem Thema Mode beschäftigt und weiß daher, wie dreckig das Modegeschäft ist und wie menschenunwürdig die Arbeitsbedingungen bei der Produktion. Deshalb kaufe ich fast ausschließlich Second-Hand-Kleidung oder Fair-Trade-Fashion und gleichzeitig würde ich da im Notfall eine Ausnahme machen, wenn es keine Alternativen gibt.
  • Ich bin grundsätzlich sehr verfroren und jetzt wo es Herbst wird, ist es früh dunkel, kalt und meistens nass. Ja, und wenn ich umweltbewusst leben möchte, sollte ich dann auch weniger Autofahren. Also bin ich jetzt innerorts fast ausschließlich mit dem Fahrrad unterwegs und nutze verstärkt die öffentlichen Verkehrsmittel. Und weil die Frage auch schon mal aufkam: Nein, das mache ich nicht, weil es mir Spaß macht, sondern weil es besser fürs Klima ist.
  • Ach ja, ich reise total gerne! Oh ja, besonders die asiatischen Länder haben es mir sehr angetan, weil ich die Kultur und die Menschen einfach beeindruckend finde. Gleichzeitig weiß ich, dass ein Flug so viel CO2 in die Luft ballert, wie ich eigentlich im Jahr verbrauchen dürfte. Deshalb habe ich mir vor zwei Jahren zwar meinen Lebenstraum erfüllt (für zwei Monate eine Auszeit in Asien) und bin dort hingeflogen, gleichzeitig war der Deal für mich, dass es erst einmal der letzte Flug für die nächsten Jahre sein soll. Zudem habe ich, um mein Klimagewissen zu beruhigen, anschließend das CO2 kompensiert.
  • Ich weiß, dass die Ressourcen auf unserem Planeten endlich sind, wir immer mehr Menschen werden und möchte deshalb meinen Beitrag leisten. Ich kaufe mir kaum noch neue Haushaltsgeräte oder Konsumgegenstände und versuche, wenn ich etwas wirklich brauche es auszuleihen oder gebraucht zu kaufen. Wenn Kleidung kaputt geht, repariere ich diese (wie es früher ganz selbstverständlich war) oder gebe sie zur Schneiderin. So sorge ich dafür, dass die Lebensdauer des Kleidungstückes verlängert wird und weniger neue Ressourcen aufgewendet werden müssen.
  • Nachhaltige Ernährung ist auch noch so ein Thema über das man schier endlos diskutieren kann: Auf Fleisch verzichten, weil ethisch und ökologisch besser. Klar! Dann eben nur Käse und Milch dachte ich damals! Da ist die Ökobilanz allerdings auch nicht viel besser, wie ich dann in Gesprächen mit Freunden und bei weiteren Recherchen herausgefunden habe und die Tiere werden auch nicht besser gehalten. Aber muss ich mich deswegen komplett vegan ernähren? Ok, den Versuch habe ich gestartet: Einen Monat ausschließlich vegane Ernährung. Das kann im Winter allerdings wirklich sehr herausfordernd sein, wenn man auch noch darauf achten möchte, dass die Lebensmittel regional und saisonal sein sollen. Den Versuch einer komplett veganen Ernährung habe ich dann nach diesem Monat beendet und bin zumindest mit vielen neuen pflanzlichen Rezepten und Speisen reicher aus der Challenge gegangen. Mittlerweile würde ich meine Ernährung als sehr pflanzenbasiert beschreiben. Gleichzeitig gönne ich mir mal einen guten Käse oder auch mal eine Pizza. Mein Wissen über Milchprodukte und meine Recherche über nachhaltige Ernährung hat dann dazu geführt, dass ich zuhause Kuhmilch komplett durch Hafermilch ersetzt habe, viele pflanzliche Aufstriche zum Frühstück essen und deutlich mehr Bewusstsein für unsere Lebensmittel, deren Herstellung und Herkunft habe.

Ja, diese Liste ließe sich ewig fortführen, was ich Nachhaltiges mache und wo ich noch „gar nicht“ nachhaltig bin. Und gleichzeitig führt das zu nix. Vielmehr kannst du dich fragen, wenn dich meine Themen triggern: Warum ist das so? Möchtest du gerne mehr machen, weißt nicht wie? Wirst du vielleicht deinen eigenen Ansprüchen nicht gerecht? Oder ist es dir egal, weil du keine Zeit oder einfach kein Interesse daran hast? Oder kann es sein, dass bei dir gerade andere Themen wichtiger sind?

Wer bin ich, jemand anderem seinen Lebensstil vorzuschreiben?

Gleichzeitig freue ich mich, wenn ich dich mit meinen Beiträgen inspirieren kann und du kleine Dinge in deinem Alltag umstellst.

Am Tag vor dem Familienfest war ich noch auf einem Vortrag zum Thema „Klimakrise! Persönliche Krise?“. Dabei ging es darum, wie man es schafft, selbst nachhaltig zu leben ohne an den äußeren Umständen zu verzweifeln und warum es vielen so schwer fällt von bequemen Gewohnheiten loszulassen.

Zwei Aussagen fand ich dabei ganz bemerkenswert:

Der Klimawandel passiert schleichend. Wären die Auswirkungen sofort überall gleichermaßen krass zu spüren, würden wir ins Handeln kommen, aber durch den schleichenden Prozess nehmen wir es nur am Rande wahr und es fällt uns leicht das Ganze zu verdrängen.

Dazu gibt es einen Mythos – der wie ich finde – ganz gut passt:

Wirft man einen Frosch in kochendes Wasser, springt er sofort heraus. Setzt man ihn hingegen in einen Topf mit kaltem Wasser, das man langsam zum Kochen bringt, versucht er nicht, zu flüchten, weil er die Temperaturveränderung kaum spürt. Bis es zu spät und der Frosch totgekocht ist.

Irgendwie klingt das logisch und vermutlich ist das bei uns unser Klimakrise genau so!

Ehrlichkeit ist das Wichtigste, um die Menschen abzuholen und „mitzunehmen“. Gleichzeitig sind die, die ganz oben sind (die Politiker) und den Hebel wirklich umlegen könnten, häufig nicht ehrlich. Das ist mit ein Grund, warum sich viele fragen: „Warum sollte ich mich einschränken, wenn es die anderen auch nicht tun?“

Ich fand den Vortrag sehr spannend und gleichzeitig ein wenig ernüchternd, denn wir können im Kleinen etwas machen, aber um wirklich die Wende einzuleiten, müsste „ganz oben“ viel mehr passieren. Gleichzeitig passt auch dieser Spruch hier sehr gut

„Falls du glaubst, dass du zu klein bist, um etwas zu bewirken, dann versuche mal zu schlafen, wenn eine Mücke im Raum ist.“ (Dalai Lama)

Und ich denke mir: Wenn wir alle im Kleinen anfangen etwas zu verändern, auf die Straßen zu gehen und selbst aktiv Politik machen, dann können wir wirklich etwas verändern und für eine lebenswerte Zukunft sorgen.

Ach und zu der Fahrt mit dem Auto: Hier sind wir zu einer Familienfeier gefahren und da mehrere Personen aus dem gleichen Ort dort hinwollten, haben wir eine Fahrgemeinschaft gebildet und statt drei Autos ist nur ein Auto gefahren. Auch ein Weg, wie man sich nachhaltiger fortbewegen kann.

Ein spannendes Zitat zum Abschluss:

CO2 müsste stinken, damit die Menschen etwas gegen den Klimawandeln tun.

Das Titelbild habe ich ausgewählt, weil ich in dieser Diskussion und bei den Vorwürfen „Du bist ja auch nicht so nachhaltig?!“ gerne sage: „Ja, wenn ich total nachhaltig sein möchte, müsste ich auf ne Alm ziehen und Selbstversorger werden – aber das ist nicht die Vorstellung von meinem Leben.“

Ich möchte weniger konsumieren, umweltbewusst leben und aktiv etwas gegen den Klimawandel tun UND das Leben genießen.