Ökobilanz von Äpfeln – Neuseeland vs. Deutschland

Hast du gewusst, dass es auf der Welt mehr als 30.000 Apfelsorten gibt? Und davon alleine in Deutschland rund 2.000 Stück wachsen?[1] Nein? Ich auch nicht! Aber mein Bruder hat mich auf das Thema „Ökobilanz von Äpfeln“ gebracht und die Frage dahinter fand ich so spannend, dass ich gleich mit der Recherche begonnen habe. Und ich dachte mir, dass ich mit diesen beeindruckenden Zahlen gut in diesen Artikel starten kann.

Da es heute aber nicht um die einzelnen Sorten gehen soll, sondern vielmehr darum, welche Äpfel zu welcher Jahreszeit die bessere Ökobilanz haben, möchte ich gleich zum eigentlichen Thema kommen. Gerade im Herbst haben wir eine riesige Auswahl an super frischen und knackigen Äpfeln aus Deutschland – mit denen du dich ganz einfach regional und saisonal ernähren kannst. Aber was ist mit den Äpfeln aus Deutschland, die besonders im Frühjahr im Supermarkt liegen? Wie ist deren CO2 bzw. Ökobilanz? Und ist die Ökobilanz bei Äpfeln aus Deutschland immer besser, als bei Äpfeln aus Neuseeland? Das erfährst du in diesem Beitrag.

Ökobilanz von Äpfeln

Zu Beginn ist da immer das Bienchen und das Blümchen (auch bei der Apfelzüchtung)

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen CO2-Bilanz und Ökobilanz?

Ein paar Begrifflichkeiten sollten vorab aber noch geklärt werden, denn häufig werden die Begriffe CO2-Bilanz und Ökobilanz irrtümlich als Synonyme verwendet.

CO2-Bilanz:

Die CO2-Bilanz (CO2-Fußabdruck) ist eine Größe für den Gesamtbetrag von CO2-Emissionen, welcher direkt oder indirekt durch eine Aktivität oder einen Prozess bei der Entstehung von Produkten verursacht wird. Häufig wird auch vom CO2-Fußabdruck gesprochen.

Ökobilanz:

Unter der Ökobilanz werden neben den CO2-Emissionen weitere umweltrelevante Vorgänge und Auswirkungen erfasst und bewertet. Die Ökobilanz sammelt alle Umweltwirkungen, die während des gesamten Schöpfungsprozesses von Produkten entstehen.

Da wir uns den Apfel mit seiner gesamten Wirkung auf die Umwelt ansehen dreht sich nun alles um die Ökobilanz des Apfels. Die ist per se nicht schlecht, denn ein Apfel erzeugt während seines Wachstums kein CO2. Vielmehr nimmt der Apfelbaum CO2 aus der Umwelt sogar auf. So wäre also das Thema CO2 beim Apfel auf den ersten Blick schnell geklärt. Vermeintlich, denn bis der Apfel bei uns im Obstkorb landet, hat er ggfls. noch einen (weiten) Weg vor sich der sich sehr unterschiedlich auf seine Ökobilanz auswirken kann.

Welche Aspekte fließen in die Ökobilanz von Äpfeln ein?

Grundsätzlich fließen bei der Ökobilanz von Obst- und Gemüsesorten zahlreiche Aspekte ein, die sich positiv oder negativ auswirken können. Bei Äpfeln sind dies u.a.

  • Bio-Anbau vs. konventionellem Anbau

  • Regionalität vs. Saisonalität

  • Transport vs. Lagerung

  • Verpackung

Ökobilanz von Äpfeln

Bienen

Ökobilanz von Äpfeln

Apfelknospen

Ökobilanz von Äpfeln

Äpfel

Ökobilanz von Äpfeln

Apfelernte

Bio-Anbau vs. konventioneller Anbau

Zuerst einmal kann man sagen, dass der Bio-Anbau deutlich besser für die Umwelt ist, als der konventionelle Anbau. Denn im Bio-Anbau dürfen keine chemischen Pflanzenschutzmittel oder Mineraldünger eingesetzt werden. Darüber hinaus ist auch die Gentechnik verboten.

Da diverse Pflanzenschutzmittel und Dünger beim konventionellen Anbau erlaubt sind, haben diese im Schnitt deutlich mehr Pestizidrückstände, was sowohl für die Umwelt als auch für den Verbraucher nicht wirklich gut ist.

Ein spannender Fakt zur Frage „Bio vs. Konventionell“ ist zudem, dass bei der Weiterverarbeitung zu Biolebensmitteln nur etwa 50 Zusatzstoffe zugelassen sind, während es bei konventionellen Lebensmitteln mehr als 300 Zusatzstoffe sind.[2]

Regionalität vs. Saisonalität

Ganz klar: Hier ist der Apfel am besten, der gerade in der eigenen Region Saison hat. Die Erntesaison ist in Deutschland in den Monaten August, September und Oktober. Hier bekommst du frische Äpfel direkt aus der Region. Deshalb solltest du gerade im Herbst drauf achten stets auf Äpfel aus Deutschland zu setzen und nicht versehentlich Äpfel aus Übersee zu kaufen.

Am besten du gehst direkt in den Bio-Supermarkt, den Wochenmarkt oder zum Landwirt deines Vertrauens uns beziehst die Äpfel von dort – achte dabei bitte immer auf die Herkunft.

Im Frühjahr ist es mit der vermeintlich positiven Auswirkung der „Regionalität“ dahin. Denn damit die Äpfel aus Deutschland auch im März und April frisch und knackig sind, werden diese teils bis zu sechs Monaten eingelagert, in einer gekühlten Atmosphäre, die wenig Sauerstoff und viel Kohlendioxid enthält. Dadurch sind die Äpfel länger haltbar. Diese Art der Lagerung sorgt allerdings für eine sehr schlechte Ökobilanz. Zudem verliert das Obst über die Zeit auch einiges an Vitaminen.[3]

Wenn es bei uns im Frühjahr nur noch eingelagerte Äpfel gibt, ist gerade Hochsaison in der Apfelernte in Neuseeland. Und auch wenn diese Äpfel erst noch mit dem Containerschiff zu uns gelangen müssen, ist zu dieser Jahreszeit deren Ökobilanz in der Regel besser.

Transport vs. Lagerung

Natürlich ist der Apfel, der direkt vom Obstbauer um die Ecke stammt und zu Fuß oder mit dem Fahrrad abgeholt wird, der ökologischste. Aber was ist mit den Äpfeln die aus Neuseeland kommen, wenn bei uns gerade keine Erntesaison ist? Häufig werden Lebensmittel, die bei uns saisonal bedingt nicht verfügbar sind, eingeflogen oder per Containerschiff nach Deutschland gebracht.

Da Äpfel keine leicht verderbliche Ware sind, können diese auch für mehrere Wochen auf Containerschiffen von Neuseeland zu uns verbringen, ohne dabei an Qualität zu verlieren. Die Äpfel werden noch vor der idealen Reife gepflückt, auf Containerschiffe verladen und können dort nachreifen bis sie bei uns landen.

Obstsorten wie Papayas dagegen müssten aufgrund ihrer schnellen Verderblichkeit mit dem Flugzeug geliefert werden und haben dadurch eine deutlich schlechtere Ökobilanz.

Während der CO2-Ausstoß für ein Kilo Lebensmittel auf 1000 Kilometer Transportweg beim Flugzeug bei 1000 Gramm liegt, liegt er beim Schiff nur bei 35 Gramm.[4]

Wichtig beim Thema Transport ist auch die Frage, wie die Lebensmittel zu dir nach Hause gelangen. Denn wenn du mit dem Auto zum Wocheneinkauf fährst, ist die positive Ökobilanz eines regionalen Bioapfels schnell dahin.

Verpackung

Ein weiterer Aspekt, der in die Ökobilanz einfließt, ist die Verpackung. Kaufe Äpfel immer lose und ohne Verpackung.

6 Tipps für die bessere Ökobilanz bei Äpfeln

  • 1. Setze grundsätzlich auf Bio-Qualität bei Lebensmitteln.

    Denn Sie stammen aus ökologisch kontrolliertem Anbau und dürfen weder mit Pestiziden oder Kunstdünger behandelt, noch gentechnisch verändert werden.

  • 2. Beziehe in den Monaten August, September, Oktober und November aus regionalem Anbau in Deutschland.

    Ganz wichtig dabei: Schau auch in Bio- und auf Wochenmärkten darauf, dass die Äpfel zu dieser Jahreszeit auch sicher aus Deutschland stammen. Denn nur weil Äpfel bei uns zu dieser Zeit Saison haben, bedeutet das nicht automatisch, dass nur Äpfel aus Deutschland verkauft werden.

  • 3. Setze beim Eigenanbau auf Apfelsorten, die sich für die Winterlagerung eignen!

    Zu diesen Sorten gehören u.a. Holsteiner Cox, Cox Orange, Gala, Topaz, Roter Boskoop und Pilot[5]. Pflücke diese Äpfel etwas früher, als sie für den direkten Verzehr geeignet wären. Denn so können sie im kühlen und trockenen Lager (bei bis zu 4 Grad) noch gut nachreifen. Achte unbedingt drauf, dass du die Äpfel nicht vorab reinigst. Denn sonst verlieren sie ihre natürliche Wachsschicht, die als Schutz dient und die Äpfel verderben schneller. Achte zudem darauf, dass keine anderen Obstsorten in der Nähe sind.

  • 4. Mache deinen Einkauf zu Fuß, mit dem Rad oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln!

    Die beste Ökobilanz bei einem regionalen Bioapfel ist hinüber, wenn du mit dem Auto zum Einkaufen fährst. Das ist natürlich leichter gesagt, als getan. Wenn es sich nicht vermeiden lässt, dann versuche Wocheneinkäufe gut zu planen und Lebensmittel für längere Zeit zu lagern, um nicht mehrmals wöchentlich einkaufen zu gehen.

  • 5. Kaufe Äpfel unverpackt ein!

    Gerade im Sommer und Herbst ist das auf dem Wochenmarkt oder im Biomarkt ganz einfach möglich. Bringe einfach dein Stoffnetz mit und so kannst du ganz easy Plastikmüll vermeiden.

  • 6. Im Frühjahr können Äpfel aus Neuseeland die bessere Ökobilanz haben.

    Wenn du auch im Frühjahr nicht auf Äpfel verzichten kannst, dann kann es sein, dass Äpfel aus Neuseeland, die bessere Ökobilanz aufweisen. Denn Äpfel aus Deutschland müssen in Kühlhäusern künstlich „frisch“ gehalten werden und das sorgt in der Regel für eine schlechtere Ökobilanz als bei Äpfeln aus Neuseeland.

Diese Themen könnten dich auch interessieren

Bratapfelmarmelade selber machen

Bratapfelmarmelade - Rezept zum selber machen

Du bist auf der Suche nach einem Rezept für eine leckere Bratapfelmarmelade? Hier findest du es!

Weitere Infos

Lebensmittelverschwendung vermeiden

Lebensmittelverschwendung vermeiden

Hier findest du 22 Tipps und Apps mit denen du Lebensmittelverschwendung vermeiden kannst.

Weitere Infos