Kleiderfasten: 14 Monate ohne Shopping

Es ist schon eine Weile her, dass ich die Entscheidung getroffen habe Shopping zu fasten. Alles begann damit, dass ich mich schon länger über fair und nachhaltig produzierte Mode interessiert habe und mir hin und wieder einzelne Kleidungsstücke von Fair Trade Marken gekauft haben. Der radikale Entschluss für meinen Selbstversuch – ein Jahr lang komplett darauf zu verzichten etwas Neues zu kaufen – kam dann, als ich den Film „The True Cost – der Preis der Mode“ gesehen habe. Der Film hat mich emotional so gepackt, dass ich mir dachte, ich muss hier wirklich konsequent etwas ändern.

Was ist Kleiderfasten eigentlich?

Für mich ist Kleiderfasten ein Synonym für Shopping fasten und ich habe es für mich so definiert, dass ich mir gesagt habe, dass ich ab sofort ein Jahr lang keine neue Kleidung mehr kaufen werde. Viele andere definieren Kleiderfasten darüber, dass sie sich auf eine gewisse Anzahl von Kleidungsstücken beschränken und nur diese begrenzte Auswahl für eine Zeit lang tragen. Egal wie du es definierst und welche der beiden Ansätze du ausprobieren möchtest: Sie schärfen das Bewusstsein für Konsum und die Menge an Kleidung die wir schon besitzen enorm.

Der Entschluss: 1 Jahr Kleiderfasten

Am 16. September 2017 habe ich dann den Beschluss gefasst, ab heute wird konsequent gefastet (nachdem ich mir am Tag davor nochmal ein wunderschönes Kleid – mit schlechtem Gewissen und nicht Fair Trade – gekauft hatte). Bei dem Kauf habe ich mich (um ehrlich zu sein echt nicht gut gefühlt), aber ich hatte Geburtstag und wollte mir was Schönes gönnen. Denn bis dahin wusste ich noch gar nicht, wie viele tolle Fair Trade Labels es mit ebenso wunderschönen Kleidern gibt.

So, also wie gesagt, am 16. September 2017 ging es dann also los und nachdem ich die Herausforderungen, die du unten lesen wirst, ganz gut gemeistert hatte, wurden aus den 12 Monaten sogar 14 Monate, sodass ich meine ersten Kleidungsstücke nach dem Shopping fasten erst am 17. November 2018 gekauft hatte – und diese dann auch Fair Trade.

Info: Die Modeproduktion steigt rapide – während die Lebensdauer von Kleidung sinkt

Während bis vor einigen Jahren pro Saison – also 4x im Jahr – eine Modekollektion herausgebracht wurde, bringt die Fast Fashion Industrie mit Herstellern wie H&M und Zara heutzutage bis zu 24 Kollektionen im Jahr auf den Markt (Quelle McKinsey).

Im Durchschnitt kauft der deutsche Verbraucher jährlich im Schnitt 60 Kleidungsstücke und davon werden nur 50 % regelmäßig getragen. Im „besten“ Fall, werden die anderen 50 % recycelt, im „schlechtesten“ Fall, wird die Kleidung einfach weggeworfen. Das führt dazu, dass in Europa jährlich bis zu 5,8 Millionen Tonnen Kleidung weggeschmissen und ein Großteil davon verbrannt wird. (Quelle Greenpeace)

Kleiderfasten: Die Herausforderungen

Wie du dir sicher vorstellen kannst, gab es einige Herausforderungen beim Shopping fasten. Diese möchte ich hier mit dir teilen und dir meine Tipps vorstellen, wie du sie leichter meistern kannst.

1. Freunde beim Shopping begleiten

Kleiderfasten bzw. Shopping fasten. Regel Nr. 1 VerzichtenIch für mich habe festgestellt, dass es gerade am Anfang der Challenge „Kleiderfasten“ ein Spießrutenlauf sein kann, Freunde bei Mode-Kauf zu begleiten und zu beraten. Denn man sieht selbst so viele schöne Sachen, die man gerne haben würde und muss dann verdammt stark sein. Bei mir persönlich war es der Fall, als ich meinen Freund (der gaaaanz dringend noch eine Jeans gebraucht hat) in einen Store einer meiner Lieblingsmarken begleitet habe und dort dann T-Shirts und Tops in meiner Lieblingsfarbe königsblau im Sale waren. Puuh da musste ich echt stark sein. Aber ich habe es geschafft.

Die einzige Lösung: Einfach in der Fastenzeit nicht mehr mit anderen Leuten zum Shoppen gehen!

2. Reißverschluss meiner Lieblingshose ist kaputt

Kleiderfasten bzw. Shopping fasten. Regel Nr. 1 ReparierenNa klasse, da fastest du Shopping und dann das: Bei meiner Lieblingshose ist der Reißverschluss kaputtgegangen. So kaputt, dass der sich nur noch komplett austauschen ließ. Und bisher habe ich weder eine Nähmaschine noch bin ich sehr geschickt darin einen Reißverschluss auszutauschen.

Früher wäre meine Schlussfolgerung gewesen (weil die Hose auch schon sehr alt und etwas abgenutzt ist) dass ich sie weit hinten im Schrank verstaue, irgendwann vergesse und mir eine neue Hose kaufe. Nachdem ich aber auch kaum Alternativen im Schrank hatte (es war zu dem Zeitpunkt die einzige Hose, die wirklich gepasst hatte), bin ich zur Schneiderei um die Ecke und habe gefragt, ob sie mir bitte ganz schnell den Reißverschluss in meiner Hose austauschen können. Die freundliche Dame hat das mega schnell gemacht – worüber ich echt happy und dankbar war – und wollte dann 15 Euro für ihre Arbeit. Was natürlich voll in Ordnung und gerechtfertigt ist, aber wenn man sich dann mal wieder vorstellt, dass man bei H&M, Primark, C&A usw. bereits Hosen ab 15 – 20 Euro bekommt, wird einem einmal mehr bewusst, dass es in diesen Firmen nicht mit rechten Dingen zugehen kann, wenn die für diesen Preis eine ganze Hose herstellen….

Die Lösung: Einfach reparieren lassen oder selbst reparieren!

3. Ich brauche wirklich jetzt eine bestimmte Jacke!

Kleiderfasten bzw. Shopping fasten. Regel Nr. 1 AusleihenDie dritte Herausforderung bei meiner Challenge „Ein Jahr Kleiderfasten“ war dann, als wir für unseren Namibia Urlaub gepackt hatten und es hieß, man soll eine warme Fleece Jacke in dunklen Tarnfarben mitnehmen. Nachdem ich sowas wirklich nicht besitze (ich trage lieber bunte Farben oder was Weißes), galt es diese Challenge zu meistern. Ganz ehrlich: Früher hätte ich mir sicher so eine Jacke gekauft (weil brauchen kann man die ja sicher mal wieder), aber aufgrund der Tatsache, dass ich Shopping faste, habe ich dann einfach in meinem Freundes- und Bekanntenkreis herumgefragt habe ziemlich schnell jemand gefunden, der mir seine Jacke für die Reise ausgeliehen hat.

Die Lösung: Einfach rumfragen und ausleihen!

Mein Fazit und was sich langfristig durchs Kleidungsfasten geändert hat.

Wie immer beim Fasten, ist es auch bei Kleidungsfasten so, dass du dann verstärkt an die Dinge denkst, die du dann nicht haben kannst: Schöne Kleider, Schuhe und Blusen…. Dadurch habe ich mich natürlich viel mit Mode und verschiedenen Trends beschäftigt und gehe jetzt regelmäßig auf Kleidertauschpartys, kaufe meine Kleidung gebraucht oder leihe mir einfach etwas aus, wenn ich was nur einmal brauche.

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