Insektenfreundlichen Garten gestalten: 13 Tipps

Schottergärten, getrimmte Rasenflächen und übertrieben gepflegte Gärten sind ein riesiges Problem für die Insektenpopulation (nicht nur in Deutschland). Einer Studie* aus Krefeld zufolge, ist die Insektenpopulation in Deutschland in den letzten knapp 30 Jahren um etwa drei Viertel zurückgegangen. Aber deshalb bist du ja hier gelandet: Du möchtest wissen, wie du einen insektenfreundlichen Garten gestalten kannst.

Denn auch, wenn Insekten für den ein oder anderen in manchen Situationen nervig sind, sind sie gleichzeitig lebensnotwendig für uns ALLE. Deshalb müssen wir dazu beitragen, ihre Lebensräume zu schützen und aktiv dabei unterstützen, diese wieder auszubauen. Warum es das Insektensterben gibt, wie nützlich Insekten sind und wie wir selbst naturnahe Gärten anlegen können, in denen sich Bienen, Schmetterlinge und viele weitere Insekten wohlfühlen, das erfährst du in diesem Artikel.

Apfelbäume sind ideal für insektenfreundliche Gärten geeignet.

Birnen- und Apfelbäume sowie weitere Obstsorten sind ideal für insektenfreundliche Gärten.

Was sind nützliche Insekten?

Tatsächlich erfüllen nahezu alle Insekten ihren Zweck und spielen eine wichtige Rolle in unserem Ökosystem. Sogar die nervigen Mücken haben einen Nutzen: Mückenlarven dienen als Nahrung für viele Wassertiere und die erwachsenen Mücken wiederum als Nahrung für verschiedene andere Tiere, wie Amphibien und Vögel. Einige Mückenarten spielen zudem eine Rolle bei der Bestäubung von Pflanzen.

Neben den vermeintlich lästigen Mücken leben in Deutschland rund 33.000 Insektenarten, von denen tatsächlich viele eine sehr wichtige Rolle für die verschiedensten Ökosysteme spielen. Hier eine kleine Auswahl:

  • Bienen: Bienen sind hervorragende Bestäuber von Pflanzen und tragen zur Bestäubung von Nutzpflanzen und wilden Pflanzen bei. Sie sind entscheidend für die Erhaltung der Pflanzenvielfalt und haben einen direkten Einfluss auf die landwirtschaftliche Produktion.

  • Schwebfliegen: Schwebfliegenlarven ernähren sich von Blattläusen und anderen Schädlingen, wodurch sie eine natürliche Schädlingsbekämpfung unterstützen. Erwachsene Schwebfliegen bestäuben auch Pflanzen.

  • Marienkäfer: Marienkäfer und ihre Larven sind bekannt für ihre Vorliebe für Blattläuse. Sie sind effektive natürliche Schädlingsbekämpfer und helfen bei der Kontrolle von Schädlingen in Gärten und landwirtschaftlichen Flächen.

  • Ohrwürmer: Ohrwürmer fressen Pflanzenschädlinge wie Blattläuse und deren Eier. Sie können zur biologischen Schädlingsbekämpfung beitragen.

  • Schmetterlinge: Schmetterlinge bestäuben Pflanzen und dienen auch als Nahrungsquelle für andere Tiere. Sie tragen zur Bestäubung von Wildblumen und zur Erhaltung der Artenvielfalt bei.

  • Schlupfwespen: Schlupfwespen legen ihre Eier in oder auf Schädlinge wie beispielsweise Raupen ab. Die Schlupfwespenlarven nutzen die Schädlinge als Wirt und helfen so bei der natürlichen Schädlingskontrolle.

Wie du siehst, erfüllt nicht nur die Honigbiene eine enorm wichtige Funktion. Auch viele weitere Insekten sind enorm wichtig und nützlich für die ökologische Balance und die landwirtschaftliche Produktion. Der Schutz und die Erhaltung dieser Insektenarten sind daher von großer Bedeutung, um die natürliche Bestäubung und die biologische Schädlingsbekämpfung aufrechtzuerhalten.

„Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, keine Menschen mehr.“ (Albert Einstein, 1949).

4 Gründe für das Insektensterben

Sicherlich ist dir bewusst, dass dass Insektensterben voranschreitet und wirklich besorgniserregend  ist. Um die Artenvielfalt und Biodiversität zu fördern ist es nicht nur hilfreich, insektenfreundliche Gärten anzulegen, sondern sich auch darüber zu informieren, welche Gründe es für das Insektensterben gibt, um proaktiv etwas dagegen zu unternehmen.

Es gibt zahlreiche Gründe für das Insektensterben. Hier eine kleine Auswahl.

  1. Der Verlust natürlicher Lebensräume, wie zum Beispiel durch intensive Landwirtschaft und Verstädterung, führt zu einem Mangel an geeigneten Lebensbedingungen für Insekten.
  2. Der Einsatz von Pestiziden und chemischen Düngemitteln wirkt sich negativ auf Insekten aus und kann zu deren direkter Tötung führen.
  3. Zudem beeinflusst der Klimawandel das Verhalten und den Lebenszyklus von vielen Insektenarten.
  4. Auch die Lichtverschmutzung, Luftverschmutzung und die Ausbreitung invasiver Arten zur trägt zur Bedrohung der Insekten bei.
Insektenfreundliche Blühwiesen mit einer Wildbiene

Eine Wildbiene – zwar nicht im Garten – aber auf einer sehr bunten und insektenfreundlichen Blumenwiese in Ehrwald.

13 Tipps, wie du einen insektenfreundlichen Garten gestalten kannst

Ganz klar: Du solltest auf Schottergärten verzichten, ebenso wie auf Rasenmäherrobotter, die die gesamte Grünfläche rappelkurz trimmen und dadurch alle Blüten verschwinden lassen. Am besten ist ein wilder, bunter und naturnaher Garten. Hier 13 Top-Tipps, wie du deinen Garten insektenfreundlich gestaltest:

1. Sorge für Nahrungsquellen:

Pflanze einheimische Wiesenblumen, Stauden, Sträucher und Bäume: Verwende einheimische Wildpflanzen, um den Bedürfnissen der Insekten gerecht zu werden. Sie bieten Nahrung und sind perfekt an die lokalen Bedingungen angepasst. Welche das genau sind, erfährst du im nächsten Absatz.

2. Verwende Pflanzen mit ungefüllten Blüten:

Wähle Pflanzen mit ungefüllten Blüten, da sie reichlich Pollen und Nektar für eine Vielzahl von Insektenarten bieten.

3. Schaffe ein durchgängiges Blütenangebot:

Achte darauf, dass in deinem Garten von Frühjahr bis Herbst immer blühende Pflanzen vorhanden sind. Dies sorgt dafür, dass Insekten das ganze Jahr über Nahrung finden.

4. Mähe deine Blumenwiese nicht komplett:

Lasse einen Teil der Wiese stehen, um Insekten Nahrung, Nistplätze und Verstecke zu bieten. Lass auch im Winter einen Teil der Wiese stehen und mähe ihn erst im späten Frühjahr.

5. Schneide Stauden erst im späten Frühjahr zurück:

Überwinternde Insekten finden in den abgeblühten Stängeln Unterschlupf. Durch das späte Zurückschneiden ermöglicht man eine neue Generation im Frühling.

6. Begrüne Zäune und Wände mit Kletterpflanzen:

Kletterpflanzen wie Efeu bieten auf kleinem Raum Nahrung für Insekten.

7. Verzichte auf torfhaltige Substrate, Mineraldünger und Pestizide:

Torfabbau zerstört wichtige Lebensräume. Verzichte auf Dünger und Pflanzenschutzmittel, um einen naturnahen Garten zu schaffen.

8. Lass Altholz stehen oder liegen:

Totholz dient vielen Insekten und anderen Tieren als Lebensraum. Wenn möglich, lasse einen Teil des Stammes stehen oder schichte einen Totholzhaufen auf.

9. Lege Trockenmauern oder Steinhaufen an:

Ritzen und Hohlräume in unverputzten Mauern bieten Unterschlupf und Winterquartiere für Insekten und andere Tiere.

10. Dulde eine wilde Ecke im Garten:

Lasse eine ungestörte Ecke mit vertrockneten Stängeln und verwelkten Blüten stehen. Diese bieten Rückzugsorte und sind lebenswichtig für viele Insekten.

11. Schaffe Wasserstellen mit Ansitzmöglichkeiten:

Biete Tieren frisches Wasser in Ton- oder Keramikgefäßen mit Steinen als Landeplätzen.

12. Lege einen Gartenteich an:

Ein fischfreier Teich bietet Lebensraum für Amphibien, Libellen und Wasserkäfer.

13. Achte auf insektenfreundliche Außenbeleuchtung:

Verwende LED-Leuchten mit Bewegungsmelder und schirme das Licht nach oben und zur Seite ab, um nachtaktive Tiere zu schützen.

Die Blüten vom Schnittlauch ziehen Bienen nahezu magisch an.

Die Blüten vom Schnittlauch ziehen Bienen nahezu magisch an.

Die Blüten vom Schnittlauch ziehen Bienen nahezu magisch an.

Eine Sonnenblume im Schrebergarten von meinem Opa mit ein paar Insekten.

22 Insektenfreundliche Blumen und Pflanzen

Die folgenden Blumen und Gewächse sind bekannt dafür, eine Fülle von Nektar und Pollen zu liefern, was sie zu beliebten Anlaufstellen für verschiedene Insekten wie Bienen, Schmetterlinge, Hummeln und Schwebfliegen macht. Daher sind sie die idealen Gewächse für einen naturnahen und insektenfreundlichen Garten.

  • Sonnenblume (Helianthus annuus)
  • Ringelblume (Calendula officinalis)
  • Kornblume (Centaurea cyanus)
  • Lavendel (Lavandula angustifolia)
  • Cosmea (Cosmos bipinnatus)
  • Schnittlauch (Allium schoenoprasum)
  • Schmetterlingsflieder (Buddleja davidii)
  • Phacelia (Phacelia tanacetifolia)
  • Lupine (Lupinus spp.)
  • Oregano (Origanum vulgare)
  • Wiesen-Salbei (Salvia pratensis)
  • Zinnie (Zinnia elegans)
  • Eisenkraut (Verbena spp.)
  • Nachtkerze (Oenothera biennis)
  • Kugeldistel (Echinops ritro)
  • Färberkamille (Anthemis tinctoria)
  • Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus)
  • Studentenblume (Tagetes erecta)
  • Goldrute (Solidago spp.)
  • Salbei (Salvia spp.)
  • Storchschnabel (Geranium spp.)
  • Herbst-Anemone (Anemone hupehensis)
Berg-Flockenblume mit Hummel auf einer Bergwiese.

Zwar nicht direkt im Garten, aber definitiv insektenfreundlich: Berg-Flockenblume mit einer Hummel auf einer Bergwiese am Walchensee.

Acker-Witwenblume mit dem großen Fuchs

Auch die Acker-Witwenblume mit dem „Großen Fuchs“ steht nicht in unserem Garten, sondern in einer Wiese in Ehrwald, aber bietet dort den Insekten Nahrung.

Tipps, was du sonst noch tun kannst

Neben einem insektenfreundlichen Garten oder Balkon kannst du noch viele weitere Dinge tun, um den Lebensraum der Insekten zu schützen:

  • Nächtliche Beleuchtung bei eigenen Gebäuden ausschalten oder zumindest reduzieren.
  • Kleidung aus Bio-Baumwolle kaufen, denn auch in der Textilindustrie werden viele Pestizide eingesetzt.
  • Insgesamt umweltbewusster leben, häufiger das Fahrrad nutzen oder zu Fuß gehen.
  • Wenn möglich auf Biolebensmittel setzen, pflanzliche Lebensmittel bevorzugen und auf eine nachhaltige Ernährung achten.
  • Palmkätzchen im Frühjahr unbedingt stehen lassen und nicht für die Dekoration mit nach Hause nehmen. Sie dienen als erste Nahrungsquelle für Bienen nach der kalten Winterzeit.

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